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Die Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule waren vor den Herbstferien im Landestheater Salzburg. Auf dem Programm stand „Caligula“ von Albert Camus mit Ben Becker in der Titelrolle.

 

Ein hochaktuelles Stück in einer modernen Inszenierung, ein Starschauspieler – zwei Rezensionen aus der FOS 12 zeigen beispielhaft, wie der Theaterabend angekommen ist.

 

 

Rezension: Caligula (1)

 

Das Theaterstück „Caligula“ wird derzeit im Landestheater in Salzburg gespielt. Das Stück von Albert Camus ist in dieser Version 1945 erstmals aufgeführt worden. Diese Fassung ist die zweite, etwas neuere, welche auf die damalige Zeit angepasst worden ist.

Die Inszenierung im Landestheater ist modern. Das Theater bedient sich moderner Technik und setzt wenige Requisiten ein.

Die fünf Schauspieler spielen die Rollen des Kaisers Caligula, seines Beraters oder in diesem Falle der Beraterin Helicon, seiner Geliebten Caesonia, des Dichters Scipio und des Politikers Patricius. Caligula wird von Ben Becker gespielt.

Das Stück beginnt mit der Such nach Caligula. Dargestellt wird dies mit einem Film, bei dem die Zuschauer einen Garten sehen, in dem sich dieser versteckt. Im Hintergrund sind die Stimmen seiner Gefährten, die ihn suchen, zu hören. Caligula ist verschwunden, nachdem seine Schwester gestorben ist, welche er sehr geliebt hat.

Als Caligula wieder auftaucht, hat er sich verändert. Er hat begriffen, dass die Menschen ihrem Schicksal ausgeliefert sind. Von da an versucht er, das Unmögliche möglich zu machen. Trotz seiner Macht als Kaiser ist dies kaum möglich, so dass seine Ideen immer ungeheurere und verrücktere Ausmaße annehmen. Als unmögliche Herausforderung verlangt er nach dem Mond. Er beauftragt Helicon, ihm den Mond zu bringen, was bis zu seinem Tod nicht gelingt. Sein Verlangen nach dem Unmöglichen kommt sicherlich auch von seiner großen Macht, da er aufgrund dieser kaum Grenzen kennt. Zudem ist Caligula zu dem Zeitpunkt noch sehr jung, wodurch es sicherlich noch schwerer ist, mit so viel Macht umzugehen und über ein so großes Land zu herrschen. Zu Lebzeiten seiner Schwester hat er ihr seine Probleme und Sorgen anvertrauen können. Seit ihrem Tod muss er jegliche Verantwortung allein übernehmen.

Mit der Zeit stößt er alle Menschen, die ihm einmal etwas bedeutet haben oder die er geliebt hat, von sich ab, vielleicht aus Angst, auch diese zu verlieren und den gleichen Schmerz wie um seine Schwester erneut zu verspüren.

Er verabscheut seine Mitmenschen, stellt sie bloß, tötet ihre Angehörigen oder sie selbst, wie beispielsweise seine Geliebte Caesonia. Dies führt dazu, dass die Mitmenschen ihn heimlich beschimpfen und sein Ende herbeisehnen. Caligula fällt immer tiefer in ein Loch aus Hass, Tod und Leid, aus dem er bis zum Schluss nicht herauskommt.

Zwar begreift er selbst, dass er den falschen Weg gewählt hat, weiß sich jedoch nicht zu helfen und macht mit seiner gewalttätigen und brutalen Herrschaft weiter, immer auf der Suche nach dem Unmöglichen, indem er seine scheinbar unendlichen Grenzen auslotet, bis er am Ende des Stückes vom Dichter Scipio erschossen wird.

Mit dem Tod Caligulas endet das Leid der Menschen. In der Realität existiert totalitäre Gewaltherrschaft jedoch weiter. Bis heute gibt es ähnliche Regierungsregime, die von Tod und Leid geprägt sind.

Die Inszenierung ist leider sehr modern. Abgesehen von einem Stuhl spielen die Schauspieler ohne Requisiten, wodurch das gesamte Bühnenbild sehr einfach gehalten wird. Auch die Schauspieler sind sehr einfach und modern gekleidet. Eine aufwendigere Inszenierung würde die Handlung noch besser verständlich und unterhaltsam machen.

Jedoch ist erkennbar, dass sowohl Kleidung als auch Positionen der Schauspieler genau überlegt sind und bestimmte Haltungen oder Lebensumstände ausdrücken.

Insgesamt hat das Stück wenig Unterhaltungswert, sondern regt zum Nachdenken an, so wie auch Caligula immer wieder über sein momentanes Leben und seine Vergangenheit nachdenkt.

Die Gewalt wird, abgesehen von Caesonias Mord, ausschließlich mündlich erzählt, indem Caligula über seine mörderischen und gewalttätigen Ideen berichtet, oder, wenn sich die anderen Figuren über Caligulas Taten oder Ideen unterhalten oder diskutieren.

Die Schauspieler selbst haben ein sicheres und passendes Auftreten. Sie sind allesamt gut zu verstehen und haben eine angenehme Gesprächslautstärke. Sie versetzen sich nahezu perfekt in die jeweilige Rolle, so dass es dem Zuschauer zum Beispiel bei der Rolle Caligulas schwerfällt, Ben Becker nicht wirklich für Caligula zu halten.

An ernsten und anspruchsvollen Theaterstücken Interessierte sind bei diesem Stück sicherlich zu begeistern.

 

Verena (FOS12)

 

 

 

Rezension: Caligula (2)

 

Das dramatische Theaterstück „Caligula“ von Albert Camus ist im Landestheater Salzburg aufgeführt worden.
Das Stück handelt von dem römischen Kaiser Caligula, der sich als einzig freie Person bezeichnet und nach der Unmöglichkeit strebt. Das Unmögliche ist mit dem unerreichbaren Mond verbildlicht. Für den Mond ist er bereit, alles aufzugeben, was mit Anstand und Werten zu tun hat.
Caligula versucht, das Unmögliche zu erreichen, indem er das Volk leiden lässt und sogar Menschen opfert, die er liebt.
Während Caligula seine Macht ausnutzt, schmiedet Scipio, ein ursprünglich treuer Untergebener und Künstler, einen Plan, um Caligula umzubringen. Dabei steht ein Patrizier hinter Scipio, doch Helicon, eine Dienerin, bleibt Caligula treu.
Caligulas Gefühle schwanken zwischen Euphorie, Trübseligkeit und Wutausbrüchen. Während einer seiner Wutausbrüche bringt Caligula seine Geliebte, Cesonia, um. Daraufhin reflektiert er sein Leben und überlegt, ob er sein Ziel erreicht hat, bis er schließlich selbst umgebracht wird.
Kurz bevor er stirbt ruft er: „Ich lebe“. Albert Camus möchte damit sagen, dass bis heute ähnliche Persönlichkeiten wie Caligula weiterleben und auch weiterhin leben werden.

Insgesamt ist das Stück sehr wortlastig, doch die fehlende Action ist durch eine gute Artikulation der Schauspieler ausgeglichen worden. Besonders Ben Becker, der die Hauptperson gespielt hat, hat mit der Betonung der Worte, der Verständlichkeit und passend eingesetzter Mimik und Gestik überzeugt. Die Mischung aus einer lebendigen Sprache und unscheinbaren Gesten, wie das Ballen der Faust, haben das Stück sprachlich sehr lebendig gemacht.
Einige Nebenhandlungen haben gefehlt, die man als Zuschauer durchaus erwartet hat. Dadurch sind die Sprünge zwischen den Handlungen manchmal sehr groß gewesen. Konzentration ist auf jeden Fall, durch die anspruchsvolle Handlung und die teils philosophischen Sätzen, erforderlich gewesen.
Einerseits ist es schade, dass das Bühnenbild hauptsächlich aus Licht- und Filminszenierungen bestanden hat. Caligula hätte so auch in einer modernen Welt leben können und nicht zur Zeit der römischen Kaiser.
Andererseits zeigt das moderne Bühnenbild auch, dass Machthaber wie Caligula in der heutigen Zeit leben und sich Szenen wie in dem Theaterstück lange nach der Zeit von Caligula in der modernen Welt abspielen.
Das modern inszenierte Stück im alten Ambiente des Landestheater Salzburg hatte einen besonderen Charme.

Wenn man im Theater hauptsächlich Unterhaltung sucht, werden die Erwartungen nicht vollständig erfüllt. Es ist leicht, sich dazu verleiten zu lassen, während des Stücks über die philosophischen Ansätze des anspruchsvollen Textes nachzudenken, wodurch es schwierig wird, der Handlung zu folgen.
Erwartet man ein tiefgründiges und professionell gespieltes Stück, ist Caligula sehr empfehlenswert.

 

Clara und Luisa, FOS12