Zwei Teilnehmer berichten:

 

Reise nach Prag - Bericht im Stile Kafkas

 

Einleitung: Es war vom 10. bis 13. Januar 2025, als wir, die Klasse 12, uns auf eine Reise nach Prag, Tschechien, begaben. Die Stadt, von düsteren Gassen durchzogen und vom Schatten des Hradschin überblickt, empfing uns wie ein eigenwilliges Labyrinth. Nichts war hier gewiss, weder die Struktur unserer Tage noch die Bedeutung unserer Schritte. Prag schien uns nicht zu erwarten, sondern zu verschlingen, und wir, eine Schulklasse auf dem Höhepunkt der Jugend, waren zugleich Reisende und Figuren in einem ungeschriebenen, kafkaesken Roman.

 

Es begann wie ein Traum, der uns nach Prag führte – eine Stadt, die ihre Besucher mit labyrinthartigen Gassen umgarnt und sie in ihren Bann zieht. Am Freitagnachmittag betraten wir das Clown and Bard Hostel, ein Ort voller Fremder, deren Geschichten wir nie erfahren würden. Kaum angekommen, wurden wir in die Stadt hinausgespült. Ein Stadtrundgang jagte uns durch enge Gassen und vorbei an dunklen Fassaden, die mehr zu wissen schienen, als sie preisgaben. Gemeinsam suchten wir Zuflucht in einer Gaststätte, doch selbst der warme Eintopf konnte die allgegenwärtige Schwere nicht vertreiben.

 

Am Samstag öffnete Prag seine Tore zur Vergangenheit. Der Veitsdom ragte wie ein drohendes Monument in den Himmel, und die Prager Burg umgab uns mit Mauern, die nicht nur Steine, sondern auch Geheimnisse trugen. Mittags verstreuten wir uns, jeder auf der Suche nach einem Geschmack der Stadt. Beim Kafka-Museum schien es, als habe Prag selbst uns eingeholt und ihre eigene Seele preisgegeben – mit Worten, die nichts sagten, und Räumen, die keinen Ausgang hatten. Fragmente von Worten, Schatten und Absurdität – alles verschmolz zu einer Realität, die wir kaum greifen konnten. Am Abend, im flackernden Licht des Neonminigolfs, suchten wir vergeblich nach Leichtigkeit in einer Stadt, die Dunkelheit so gut beherrschte. 

 

Sonntag war ein Mosaik aus Verlorenheit und Momenten der Freude. Das Nationalmuseum thronte über dem Wenzelsplatz, unser Klassenfoto ein stiller Beweis dafür, dass wir hier waren, doch nicht wirklich. Der “Eiffelturm” Prags blieb uns verschlossen – eine Ironie, die die Stadt mit einem wissenden Schmunzeln zu quittieren schien. Stattdessen fanden wir kleine Schätze – Armbänder und Geschichten, die uns blieben. Und dann, als die Nacht näher rückte, begaben wir uns in einen Kunstclub, einen Ort, der gleichermaßen Kunst wie Chaos war. Doch war es am Bahnhof, zwischen Pendlern und Koffern, wo Mitschüler ein öffentliches Klavier zum Klingen brachten, die Melodie sich in der kalten Bahnhofshalle ausbreitete wie ein warmes Geheimnis und die Zeit für einen Moment stillstand.  

 

Am Montag schließlich verließen wir Prag – oder war es Prag, das uns gehen ließ? Die Heimfahrt war still, doch in unseren Gedanken hallte die Stadt nach: ihre Gassen, ihre Geschichten, ihre unerbittliche Umarmung. Die Stadt lag hinter uns, aber ein Teil von ihr hatte sich in uns eingenistet – genau wie Kafka es wohlgewollt hätte.   

 

Leonie & Frederik / FOS12